Probieren geht über Studieren – das didaktische Modell der launchlabs

 

Probieren geht über Studieren

– das didaktische Modell der launchlabs

In meiner Rolle als Trackmanager an der HPI D-School beschäftigte ich mich zum ersten Mal bewusst mit unterschiedlichen Lernmodellen. Bunt zusammengewürfelte Studenten aus verschiedenen Fachrichtungen erlernten den iterativen Prozess der nutzerzentrierten Innovation anhand aktueller Herausforderungen unserer damaligen Projektpartner. So tauchten die Teams in kurzer Zeit durch Recherchieren und Experimentieren in komplexe Fachthemen ein, beispielsweise in das Verhalten von Demenzkranken, Logistikketten der DHL oder Kühlsysteme von Supermärkten. Der Fokus lag auf Immersion.

Immersion in der Erwachsenenbildung sorgt für einen nachhaltigen Lernprozess, da die Lernenden das Neue zuallererst an ihr bisheriges Wissen und ihre bereits gesammelten Erfahrungen anknüpfen. Das Herstellen von Zusammenhängen ist elementar um Sinn und Inhalt des Neuen zu verstehen. Dieses Prinzip nutzen wir als didaktisches Modell für unsere Trainings bei launchlabs. Erst kommt die Praxis dann die Theorie. In unseren learninglabs (Trainings) beginnen Übungen mit einer kurzen Instruktion, dann probieren die Teilnehmenden selbst aus und nachdem sie sich praktische Erfahrungen erarbeitet haben, tauchen wir gemeinsam in den theoretischen Hintergrund ein. Die anschließende Diskussion ist dadurch fundierter und lebendiger – weil eben jeder Verknüpfungen zu seinem bisherigen Wissen hergestellt hat und im Austausch alle davon profitieren. Es entsteht ein großes Netz aus verschiedensten Anknüpfungspunkten und Sinnzusammenhängen.

“Fühlt sich komisch an”

Das Curriculum unseres Agile Coach und Leadership Programms nutzt dieses Modell in hohem Maße. So fragen wir beispielsweise zuerst die Teilnehmer, was ihrer Ansicht nach der Sinn und Zweck von agiler Arbeit ist und lassen die Antworten in Kleingruppen ausarbeiten, bevor wir im Anschluss unsere Sicht auf die Dinge teilen.

So banal wie sich das Modell anhört ist es jedoch nicht. Unsere Teilnehmenden sind durchwegs irritiert. Aus Schule und Studium sind wir es gewohnt erst Inhalte erklärt und das theoretische Gerüst vermittelt zu bekommen. Erfahrungsgemäß ist das auch eine sehr deutsche Haltung, erst verstehen zu wollen bevor ich etwas ausprobiere. Und trotzdem zeigt unsere Erfahrung dass eben probieren und dann studieren zu einem tieferen Verständnis führt.

Eine theoretische Fundierung gehört dazu

Nachdem die Teilnehmenden selbst probiert und erlebt haben ist eine Erläuterung des theoretischen Hintergrunds eminent. Modelle und Übungen die wir nutzen sind immer wissenschaftlich fundiert oder zumindest empirisch entwickelt. Seien es die “Vier Räume der Veränderung” von Claes Jannssen oder die “Team Clock” von Bruce Tuckman. Grundsätzlich ist die Auseinandersetzung mit Kontext, Modell und der dahinter liegenden Philosophie ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

Wie sehen Ihre Erfahrungen aus mit diesem oder anderen didaktischen Modellen? Wie erfahren Sie Lernprozesse in Ihrem Unternehmen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf. Ich freue mich auf den Austausch.

 

Harald Gögl

harald.goegl(@)launchlabs.de

 

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