Eating our own dogfood – unsere Idee für T-shaped Skills
In unseren agilen Trainings und Projekten sprechen wir gerne von T-shaped Skills (Vereinigung von Stärken und Fähigkeiten eines Generalisten sowie Spezialisten) und crossfunktionalen Team, um eine effektive Teamarbeit herzustellen. Darüber zu sprechen ist immer leicht – dies letztendlich auch anzuwenden, hingegen oft schwer. Aus diesem Grund möchten wir hier ein Beispiel beschreiben, wie wir bei den launchlabs T-shaped Skills fördern, sodass das gesamte Team neben dem tiefen Expertenwissen auch über ein generelles Breitenwissen verfügt. Dafür haben wir Steffen und Jana interviewt. Steffen wurde im September 2021 als erster Web Developer bei den launchlabs eingestellt und hat erstmalig einen Basic-Programmierkurs für FacilitatorInnen angeboten. Jana war als Teilnehmerin dabei und beide erzählen von ihren Erfahrungen, Herausforderungen und den Erkenntnissen.
Interview mit Steffen
Steffen, was war dein Impuls, einen Programmierkurs für FacilitatorInnen zu geben?
Der Impuls kam durch eine banale Frage einer Kollegin, die fragte: „Was machst du eigentlich hier?“ Nachdem ich ihr einen Einblick in meinen Arbeitsalltag gegeben habe, musste ich mich wieder daran erinnern, wie ich zum Programmieren gekommen bin und wie nach den ersten Kursen und Tutorials ein wenig Licht in diese Blackbox Web Development fiel. Dieses Zusammenspiel von Erfolg und Frust hatte ich in dem Maße noch nie erlebt, dachte mir aber, dass dies für alle Menschen, mit egal welchem Background eine sehr lehrreiche Erfahrung sein kann.
Was waren die Herausforderungen bei der Konzeption des Kurses?
Eine der Herausforderungen war eine Übungseinheit zu konzipieren, bei der alle Teilnehmenden sich gefordert fühlen und nicht unterfordert. Außerdem war das Thema Konzeption von Kursen für mich ein ganz Neues. Ich hatte bis dahin selber noch nie einen Kurs geleitet/konzipiert und spürte ein wenig Druck, ob ich mein relativ neues Skillset – Programmieren – gut vermitteln kann.
Was war dir bei der Konzeption besonders wichtig?
Eine Aufgabe zu konzipieren, an der man das Gelernte schnell anwenden und Erfolge sehen kann. Auch der Schwierigkeitsgrad spielte eine Rolle, da ich alle ermutigen wollte, dass es Spaß machen kann zu programmieren. Zudem war mir wichtig, den Aufwand, um an dem Kurs teilzunehmen, so gering wie möglich zu halten, da ich die Schwelle für den ersten Schritt sehr niedrig halten wollte. Des Weiteren habe ich die Aufgabe so gestaltet, dass wir zu jedem Zeitpunkt an der gleichen kleineren Teilaufgabe gearbeitet haben, damit wir immer auf dem Stand waren, und gemeinsam Blocker gelöst haben.
Was kannst du für dich und für deinen Alltag als Web Developer mitnehmen?
Den Ansatz, komplexe Themen oder Probleme, versuchen verständlicher auszudrücken. Ich glaube, dass dies auch ein guter Leitfaden generell in der Softwareentwicklung ist, denn der beste Code ist der, den die meisten verstehen können und nicht der, der am kürzesten ist.
Interview mit Jana
Jana, was war deine erste Reaktion auf die Einladung zum Programmierkurs?
Hier kamen direkt mehrere Emotionen hoch. Zum einen große Freude und Neugier auf ein für mich total unbekanntes und neues Thema. Zum anderen war ich sehr gespannt, in die tägliche Arbeitswelt von Steffen einzutauchen. Wir alle nutzen mehrere digitale Endprodukte am Tag und rufen die unterschiedlichen Websites und Programme auf, um unseren Arbeitsalltag zu meistern oder unsere Freizeit zu gestalten. Die wenigsten wissen jedoch was sich hinter der digitalen Welt verbirgt.
Hattest du eine bestimmte Erwartung an den Programmierkurs?
Ja und Nein. Für mich ging es darum, ein Verständnis fürs Programmieren zu entwickeln, um nicht nur Steffens Situation besser verstehen zu können, sondern auch um die Herausforderungen unserer Kunden nachzuempfinden, die ebenfalls in dem Bereich arbeiten. Das Agile Manifest wurde im Jahr 2001 von 17 Softwareentwicklern geschrieben. Da macht es aus meiner Sicht total Sinn, mehr über die Welt zu verstehen, wo die Agilität ihren Ursprung hat. Auf der anderen Seite hatte ich jedoch keine konkreten Erwartungen daran, was ich lernen wollte oder wie ich es lernen wollte. Ich habe mich sehr darauf gefreut, eine kleine Lernsession zu besuchen, von der ich inhaltlich sowie aber auch methodisch wahrscheinlich überrascht werde.
Wie hast du dich während des Kurses gefühlt?
Man konnte direkt von Anfang an merken, dass sich Steffen eine stimmige Struktur und Moderation überlegt hat, die nicht nur zu ihm, sondern auch zu den Inhalten sehr gut passte. Sein übergeordnetes Motto war: “Mit schnellen Erfolgserlebnissen zum Lernerfolg”. Ohne es zu wissen, hat Steffen genau die Lerndidaktik angewandt, die auch wir für unsere Trainings verwenden – Intro, Übung, Input. Durch seine detaillierten Erläuterungen und mit stetigen Qualitätschecks haben wir während des Kurses keinen aus der Gruppe verloren. Schön war, dass das gesamte Team mit einer kindlichen Neugier am Start war und wir alle es kaum erwarten konnten, die neu programmierten Seite uns anzuschauen. Die sich entwickelnde Webseite mit unseren individuellen Inhalten führten nicht nur zu Glücksgefühlen im Rahmen der Lernreise, sondern zeigten uns, dass wir hier wirklich etwas kreieren.
Was hast du aus dieser Session für deinen Alltag als Facilitatorin mitnehmen können?
Einiges! Wie anfangs bereits erwähnt, hat es mir geholfen ein besseres Verständnis für die Softwareentwicklung zu kreieren und auch großer Fan dieser klaren Struktur und Sprache zu werden. Auch das Lernen an sich hat mir großen Spaß gemacht. Als Agile Coach und Innovationsberaterin lerne ich jeden Tag etwas Neues, doch selten bin ich mit so einer kindlichen Neugier bei der Sache. Diese Neugier würde ich gerne auch auf meine tägliche Arbeit übertragen – wo kann ich selbst spielerisch neue Themen lernen, aber vor allem auch lehren? Ernsthaftigkeit ist gut und richtig, doch wenn es um die nachhaltige Aufnahme & Verarbeitung von Informationen geht, möchte ich zukünftig gerne auf spielerische Elemente zurückgreifen, um auch den Spaß und die Freude nicht zu kurz kommen zu lassen.
Den zweiten Punkt, den ich mitnehme, ist das Aufzeigen von Ergebnissen. In dem Programmierkurs, haben wir nach jeder kleineren Aufgabe unsere Webseite „refresht“ und konnten so schnell und einfach eine Ergebniskontrolle, anhand von Steffens Beispielseite, durchführen. Auch das ist ein Punkt, den ich gerne in meinen Trainings und Projekten verstärkt einsetzen möchte. Dies könnte z.B. direkt am Anfang eines Trainings oder Projektes sein, indem ich das Team frage: „Wann wäre das Training/Projekt für euch erfolgreich und wie kann dieses Erfolgskriterium gemessen werden?“. Wie man merkt, habe ich deutlich mehr gelernt als erwartet und habe neben den ersten Basics in der Programmiersprache, auch Erkenntnisse für mein tägliches Doing mit dem Kunden mitnehmen können.
Unser Fazit
Unsere Antwort auf T-shaped Skills ist keine seitenlange Strategie mit passenden Maßnahmenpaketen. Wir legen den Fokus auf gegenseitiges Interesse, den Raum für Gestaltungsfreiheit und das Vermögen, andere zu inspirieren. Steffen und Jana haben nicht nur Verständnis für die jeweils andere Rolle entwickelt, sondern haben wertvolle Impulse enthalten, die sie für ihre tägliche Arbeit nutzen können.